Donnerstag, 16. Juni 2016, 00:00h

Geschichte eines verhinderten Selbstmordes. Geschichte eines vollzogenen Selbstmords.

behrens

"Wenn Du vor mir stehst und mich ansiehst, was weißt Du von den Schmerzen, die in mir sind und was weiß ich von Deinen. Und wenn ich mich vor Dir niederwerfen würde und weinen und erzählen, was wüsstest Du von mir mehr als von der Hölle, wenn Dir jemand erzählt, sie ist heiß und fürchterlich. Schon darum sollten wir Menschen voreinander so ehrfürchtig, so nachdenklich (...) stehen, wie vor dem Eingang zur Hölle."
Franz Kafka (1883 - 1924)

Normalerweise bleiben die Hintergründe eines Selbstmordes immer im Bereich des Spekulativen, da nur der Betreffende selbst beschreiben könnte, was genau zu seiner Tat geführt hat. Bei dem Buch „Die Geschichte meines Selbstmordes“ ist dies anders, denn der Autor Viktor Staudt überlebte seinen Selbstmordversuch und schrieb später seine Leidensgeschichte nieder. In seinem Buch geht es zum einen um die Phase unmittelbar vor dem Selbstmordversuch, zum anderen werden die an die Tat anschließenden Krankenhausaufenthalte und Therapien geschildert.

Viktor Staudt litt schon seit Kindheitstagen an schweren Ängsten, die seinen Lebensalltag erheblich beeinträchtigen. Im Jahr 1999 im Alter von 30 versucht Viktor Staudt, sich durch den Sprung vor einen Zug das Leben zu nehmen. Er überlebt schwerverletzt und verliert beide Beine. Tiefverzweifelt versucht Staudt, sich wieder in seinem Leben zurechtzufinden, aber die entscheidende Wendung in seinem Leben tritt erst viele Jahre später ein, als eine Ärztin ihm ein neues Medikament verschreibt.

Das Buch gibt in erster Linie Einblick in die tiefe Verzweiflung, die einem Suizid vorausgeht und nicht in dessen familiären Hintergrund. Man erfährt viel über die Auswirkungen von Angstzuständen, die oftmals mit großen Einschränkungen des alltäglichen Lebens verbunden sind und die irgendwann zu Resignation führen, die so stark wird, dass die Verzweiflung unerträglich wird.

Viktor Staudt hatte das Glück, irgendwann auf Menschen zu treffen, die in der Lage waren, ihm zu helfen. Dabei spielte in seinem Fall die Verschreibung des richtigen Medikaments anscheinend eine größere Rolle als die stationären Aufenthalte. Wenn man sich vor Augen hält, dass Viktor Staudt nach dem Verlust seiner beiden Beine ein sehr viel glücklicheres Leben führt als in der Zeit der körperlichen Unversehrtheit vor dem Suizidversuch, wird deutlich, dass es nicht die Lebensumstände als solche sind, die den Ausschlag für Suizidalität bilden, sondern die Ursachen sehr viel komplexer sind. Letztendlich lebt er noch, weil er auf Menschen getroffen ist, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Menschen dabei zu helfen, ihre Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit zu überwinden. Und genau dies tut Viktor Staudt jetzt ebenfalls, denn er widmet sein Leben der Präventionsarbeit und veranstaltet Workshops und Vorträge zum Thema Suizidprävention. Sein Buch ist ein wichtiger Teil dieser Prävention und soll dazu beitragen, Menschen davor zu bewahren, die gleiche Leidensgeschichte wie er zu durchleben.

Tragischer ausgegangen ist die Leidensgeschichte von jemandem aus meinem Bekanntenkreis, der sich vor kurzem das Leben nahm. Ich kannte denjenigen nur sehr oberflächlich, war aber dennoch sehr bestürzt, da niemand etwas von der Verzweiflung und den Ängsten mitbekommen hatte. Im Gegenteil – der Betreffende war äußerst aktiv und sozial engagiert und wirkte eher wie ein Fels in der Brandung, der anderen Halt gibt. Es gab weder Hinweise auf die Tat, noch gibt es einen Abschiedsbrief, der erklärt, was dazu geführt hat, den Tod dem Leben vorzuziehen. Bei der Trauerfeier waren so viele Menschen anwesend, dass der Platz in der Kirche nicht für alle ausreichte. Und die Frage bleibt unbeantwortet, warum unter so vielen Freunden und Bekannten niemand war, der etwas mitbekommen hat von dem Leiden eines Menschen, das zu groß war um es ertragen zu können.

Ich bin froh über jemanden wie Viktor Staudt, dessen großer Wunsch es ist, Menschen bei der Überwindung ihres Leidens und ihrer Verzweiflung zu helfen. Es sind Menschen wie Viktor Staudt, die man auch dringend bräuchte in Bereichen wie dem der rechtlichen Betreuung – einem Bereich, in dem es viele Menschen gibt, die an Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit leiden. Und nach wie vor ist es mir ein großes Anliegen darauf hinzuweisen, wie unverantwortlich und fahrlässig es ist, psychisch Kranke in die Hände von Betreuern zu geben, die auf das Leiden eines Betreuten mit dem lapidaren Ausspruch reagieren: ”Wer sterben will soll doch sterben!” Solche Menschen sollen sich mit Immobilien, Aktien oder Versicherungen beschäftigen – aber sich um Himmelswillen von der Arbeit mit Menschen fernhalten.

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Donnerstag, 20. November 2014, 00:36h

Leider keine würdige Nachfolge

behrens

Gerade lief im Fernsehen der Film „Das Ende der Geduld“, der die Arbeit und das Wirken der verstorbenen Berliner Richterin Kirsten Heisig zur Grundlage hat, dem ich mich hier schon einmal gewidmet hatte. Da mich die Thematik sehr interessiert, sah ich mir den Film an und empfand ihn erfreulicherweise als weniger plakativ als ich erwartet hatte.

Als sehr ernüchternd empfand ich jedoch die anschließende Diskussionsrunde, an der eine Berliner Richterin, ein Berliner Staatsanwalt, ein Journalist und die Autorin und Journalistin Güner Balci teilnahmen. Güner Balci ist die Autorin der sehr einfühlsamen Dokumentation über Kirsten Heisig.

Auf die Frage an die Richterin, ob sie im Gerichtssaal denn auch schon solche Respektlosigkeit, wie im Film dargestellt erfahren hätte, antwortete sie, dass es die vielleicht manchmal gäbe, aber sie bräuchte nur „eine Augenbraue hochzuziehen“ und schon wäre damit Schluss. Der Herr Oberstaatsanwalt sagte aus, dass die Urteile im Großen und Ganzen von den Jugendlichen akzeptiert und ernst genommen werden würden, da anscheinend eine gewisse Einsicht in die Gerichtsbarkeit bestände. Außerdem betonten beide, dass sie noch nie Angst vor Racheaktionen gehabt hätten und auch bei anderen Richtern wäre dies eher unwahrscheinlich.

Mir fiel dabei eine Richterin aus dem Amtsgericht unseres Bezirks ein, deren Büro einen speziellen Türknauf hat, der sich nur von innen öffnen lässt. Grund dafür war eine massive Bedrohung. Und beim Thema Respekt vor Gerichtsurteilen erinnerte ich die Aussage eines früheren Bekannten, der sagte, dass er die ihm angedrohten vier Jahre Gefängnis „auf einer Arschbacke“ absitzen würde. Und ich kenne Jugendliche, die die Arbeitsauflagen so wenig ernst nehmen, dass sie sie gar nicht erst antreten.

Gerade, als ich dann ausschalten wollte, meldete sich die Autorin Güner Balci zu Wort und sagte aus, dass die Jugendlichen und Jungerwachsenen die laxen Rechtsprechungen überhaupt nicht ernst nehmen und sich darüber amüsieren würden. Und dies entspricht meines Erachtens mit Sicherheit der Realität, denn die extrem hohe Rückfallquote zeigt doch mehr als deutlich, dass es mit der Abschreckung der Urteilsprechungen nicht allzu weit her sein kann.

Während Kirsten Heisig die Situation der Jugendkriminalität ehrlich und knallhart auf den Punkt brachte und dabei auch schmerzhafte Versäumnisse nicht verschwieg, wirkten die beiden anwesenden Juristen profillos und höflich bemüht, das Bild eines bestens funktionierenden Rechtssystems zu vermitteln. Als vorgelesen wurde, dass der Anteil der Jugendlichen mit Migrationshintergrund mehr als 84 (!) Prozent beträgt, wurde dies kommentiert mit dem bemerkenswerten Satz „das kann man so nicht sehen“.

Doch, kann man. Muss man sogar, wenn man auch nur ein kleines bisschen daran interessiert ist, der bedrohlichen Entwicklung etwas entgegen zu setzen. Migrationsfamilien haben oftmals eine extrem hierarchische Struktur. Und hierarchische Strukturen produzieren große Aggressionen, wie die Soziologin Simone de Beauvoir schon vor vielen Jahren sehr treffend feststellte. Wie sich dies äußern kann, wird deutlich an einem Mordfall, der sich in Hamburg vor zwei Jahren ereignete. Ein Jugendlicher wurde von einem jungen Ausländer brutal zu Tode geschlagen. Unmittelbar zuvor hatte der Täter mit seinem älteren Bruder telefoniert, der ihn beleidigend und respektlos beschimpft hatte. Dem großen Bruder – dem agabey – darf allerdings auf keinen Fall widersprochen werden. Die Wut auf denjenigen, die man den hierarchischen Strukturen zufolge nicht zeigen darf, bekommt dann jemand anders ab. Und während eine Gewalttat in den betreffenden Herkunftsländern mit der Gefahr der vergeltenden Blutrache durch die Familie des Opfers verbunden ist, hat eine solche Tat in unserer abendländich geprägten Gesellschaft lediglich strafrechtliche Konsequenzen.

Es gibt keine guten oder schlechten Kulturen. Aber es gibt erhebliche Unterschiede in den jeweiligen Wertesystemen. Und es kann allergrößte Probleme geben, wenn diese aufeinanderprallen. Viel zu lange wurde dies ignoriert, weil man Ingnoranz mit Toleranz gleichsetzte. Kirsten Heisig, die sich direkt an die Eltern von straffälligen Jugendlichen wandte, war auf dem richtigen Weg. Dieser Weg kann nur in Konfrontation mit der Realität bestehen und nicht in deren Beschönigung.

Man kann sich des Gefühls nicht erwehren, dass es in der Diskussionsrunde mehr um eine PR-Veranstaltung für das deutsche Rechtssystem ging, als um die ehrliche und dringend erforderliche Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Realität. Dies ist mir ja aus dem frühren Kollegenkreis nicht völlig unbekannt, aber ich hätte nicht erwartet, dass dies jetzt auch schon in Diskussionen unter Juristen Einzug hält. Wer weiß, vielleicht dauert es nicht mehr lange und auch die Amtsgerichte verfügen über Websites, in denen sich die Staatsanwälte und Richter als „hochqualifiziert und engagiert“ präsentieren.

Nein, eine würdige Nachfolge für Kirsten Heisig kann man darin beim besten Willen nicht erkennen. Schade.

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Mittwoch, 5. November 2014, 00:16h

Das gibt es also doch noch – wohltuende Bescheidenheit

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Da ich in meinem Blog schon des Öfteren meine Skepsis und mein Misstrauen gegenüber beruflichen Außendarstellungen geäußert habe, deren einziger Sinn die Auflistung von positiven Attributen ist, möchte ich jetzt – sozusagen als Gegenpol – ein positives Beispiel schildern. Denn es gibt durchaus Menschen, die es für verzichtbar halten, sich selbst als hochqualifiziert, engagiert etc anzupreisen. Und interessanterweise sind es gerade diese Menschen, die tatsächlich über eine außergewöhnliche Qualifikation verfügen.

Vor kurzem entdeckte ich beim Lesen eines Artikels zur Geschichte Mittelamerikas zufällig den Namen einer Bekannten, deren Aussagen zitiert wurden. Ich googelte daraufhin ein wenig und stieß auf ein von ihr verfasstes Buch sowie auf Hinweise zu weiteren wissenschaftlichen Artikeln und Stellungnahmen. Ich erfuhr außerdem vom Ehemann meiner Bekannten, dass seine Frau schon gegen Ende ihres Studiums als eine der wenigen Spezialisten auf ihrem Fachgebiet galt.

Was mich beim Googeln erstaunte, war der Umstand, dass es anscheinend keine Homepage oder Ähnliches gab. Offenbar hat jemand, der über hohes Fachwissen verfügt und außerdem große Anerkennung auf wissenschaftlichem Gebiet genießt, es nicht nötig, die eigenen Fähigkeiten anzupreisen. Doktortitel, Publikationen und die hohe berufliche Stellung – all dies wird mit keinem Wort erwähnt.

Man mag entgegnen, dass es doch jeder so halten kann wie er will, denn manche legen eben Wert auf eine werbewirksame Außendarstellung und andere nicht. Aber darum geht es gar nicht, denn es betrifft eben nicht nur Unterschiede in der Selbstdarstellung und Selbsteinschätzung, sondern es geht um etwas sehr viel Grundsätzlicheres – nämlich darum, ob Arbeit durch inhaltliches Interesse bestimmt wird oder lediglich durch kommerzielles. Rein kommerzielles Interesse wird niemals mehr als durchschnittliche Resultate erbringen, daran werden auch ausgefeilte PR-Maßnahmen nichts ändern.

Um diesen Beitrag positiv zu schließen – es ist beruhigend, dass es nach wie vor Bereiche gibt, die nicht durch Kommerzialisierung sondern durch Kompetenz und Fachwissen bestimmt werden.

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Donnerstag, 31. Juli 2014, 02:43h

Einer der es wissen muss

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„Je größer die Scheiße, desto größer sind die Summen für corporate sociability“
Rainer Voss in „Master of the universe“

Der Begriff der corporate sociability steht im weitesten Sinn für Beitrag zum Gemeinwohl. Der Ex-Banker Rainer Voss verwendet diesen Anglizismus im Zusammenhang mit dem Phänomen, dass viele Banken Stiftungen gründen. Als Insider hat Voss genug Einblick, um sich nicht darüber hinwegtäuschen zu lassen, dass dies nichts anderes als ein kläglicher und peinlicher Versuch ist, von den ausschließlich an Profitmaximierung orientierten Leitlinien abzulenken. Und je knallharter und rücksichtsloser diese umgesetzt werden desto größer fallen seiner Erfahrung nach die Stiftungen aus. Wie ich ja hier auch schon beschrieben habe, macht es auch mich stutzig, wenn Stiftungen von Leuten gegründet werden, die grundsätzlich nur über Geld reden und deren Ruf in Bezug auf den Umgang mit anderen Menschen denkbar schlecht ist

Wer sich für die Mechanismen und Hintergründe der Welt der Geldmanager interessiert, dem sei diese Doku wärmstens empfohlen.

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Mittwoch, 28. Mai 2014, 12:23h

Ein Angebot, das ich lange vermisst habe – Reisen für arme Senioren

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Wer nur über ein Existenzminimum verfügt, hat keine Möglichkeit, zu reisen. Dies gilt nicht nur für diejenigen, die im Bezug von Hartz-IV-Leistungen stehen, sondern auch für all jene, die im Alter so wenig Rente haben, dass mit Grundsicherungsleistungen aufgestockt werden muss. Bei manchem beruht die geringe Rente darauf, dass zur Zeit der Erwerbsfähigkeit nur wenig gearbeitet wurde, aber bei vielen resultiert die geringe Rente allein auf dem Umstand, dass immer nur ein geringes Gehalt bezogen wurde. Mit anderen Worten – für diejenigen, die zu Erwerbszeiten an der Armutsgrenze lebten, ändert sich dies auch im Alter nicht. Wer also schon zu Erwerbszeiten nie über das Geld zum Reisen verfügte, wird auch im Alter keine Reisen machen können.

Gestern las ich in unserem Lokalblatt eine Anzeige, die ich unbedingt hier wiedergeben möchte:
Die Deutsche Hilfsgemeinschaft Hansestadt Hamburg organisiert seit einigen Jahren einwöchige Seniorenreisen nach Polen (Ostseekurort Kolberg) und Tschechien (Riesengebirge). Die Reisen finden im Oktober statt und kosten nur einen Eigenanteil von 30,00 €! In dem Preis sind die Bahn- und Busfahrten, die Übernachtung im Doppelzimmer, Voll- und Halbpension und sämtliche Ausflüge enthalten. Bedingung ist das Alter von mindestens 65 Jahren, Hamburger Wohnsitz und Grundsicherungsbezug. Kontakt: 040-2506620 oder info@dhghh.de oder 0178-7186913.

Ich komme nicht umhin, dass mir ein früherer Betreuerkollege einfällt, der mit Sicherheit entrüstet sein wird über die Verwendung von Steuergeldern für so ein Projekt, weil es für ihn reines Anspruchsdenken darstellt, dass auch alte und mittellose Menschen verreisen möchten. Aber viele andere werden wahrscheinlich genauso wie ich begeistert über dieses Angebot sein. Zumal auch gerade diejenigen alten Menschen, die nur über eine geringe Rente verfügen, meist in sehr kleinen Wohnungen ohne Balkon oder Garten wohnen und es zumindest ein kleines bisschen zur Lebensqualität beiträgt, dass diese Menschen wenigstens für eine Woche im Jahr die Möglichkeit haben, einmal aus ihren vier Wänden herauszukommen.

Ich würde mir mehr solcher Projekte wünschen. Wer weiß - vielleicht gäbe es ja sogar irgendwann die Möglichkeit, große Reiseveranstalter für besonders günstige Reiseangebote für dieses Klientel zu motivieren und eventuell das Angebotsspektrum damit zu erweitern.

Edit
Den Titel „Reisen für arme Senioren“ habe ich übrigens direkt aus dem betreffenden Artikel übernommen. Es ist eigentlich eher unüblich, Dinge noch beim Namen zu nennen und normalerweise würden bei besagter Thematik eher Titel wie „Reisen für Grundsicherungsempfänger“ oder „Reisezuschüsse für Mittellose“ verwendet werden. Umso erstaunter war ich über die Wortwahl, die ich dann auch so übernahm.

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Freitag, 25. April 2014, 00:43h

Freiwilligenarbeit im Hospizdienst - es geht auch andersrum

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Es sind ganz unterschiedliche Menschen, die sich in der Hospizarbeit engagieren. Und manchmal scheint diese Arbeit sogar Menschen anzuziehen, die zuvor etwas völlig anderes gemacht haben, wie an einem Interview in meiner Tageszeitung deutlich wird:

Für S. ist es eine neue Welt. Denn der Vater zweier erwachsener Kinder, der eine leitende Funktion bei einem großen Kaufhaus hatte, war über Jahrzehnte fast ausschließlich mit Kaufleuten zusammen. „Für mich ist es eine Bereicherung, mit Menschen zu tun zu haben, mit denen ich sonst nie Kontakt gehabt hätte.“
Respekt vor anderen haben – das sei das Wichtigste, sagt er. Und anderen Zeit schenken.


Was mir an dieser Aussage so gefällt, ist die Tatsache, dass es auch andersrum möglich zu sein scheint: es ist nicht das kaufmännische Selbstverständnis, das in einen sozialen Bereich eingeführt wird (wohin es definitiv nicht gehört), sondern es erfolgt im Gegenteil eine Abkehr davon und eine Neuorientierung an psychosozialen Gesichtspunkten.

Respekt vor anderen haben und Zeit für andere aufwenden – das sind in der Tat die beiden unverzichtbaren Grundpfeiler, die die Grundvoraussetzung für die Arbeit mit Menschen bilden. Das hohe Qualitätsniveau der Hospizarbeit ist das Resultat dieser Priorität, für die bezeichnend ist, dass es nicht um "Kunden" geht, sondern um Menschen.

Dieses kleine Interview stimmt optimistisch.

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Freitag, 30. August 2013, 15:22h

Ein Weg, den man weitergehen sollte – Kirsten Heisig

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Gestern habe ich mir eine Dokumentation über die Berliner Richterin Kirsten Heisig angesehen. Heisig war in Berlin-Neukölln die Hauptinitiatorin des „Neuköllner Modells zur besseren und schnelleren Verfolgung jugendlicher Straftäter“. Darüber hinaus hat sie den Dialog gesucht mit den Erziehungsberatungsstellen, der Polizei und den Eltern von straffälligen Jugendlichen. Ihr Ansatz ist nicht unumstritten, denn manche empfanden ihre Arbeitsweise als Einmischung. Aber genau das ist es, was sie von der Justiz forderte – sich aus der Amtsstube hinauszubegeben und in den Dialog zu treten mit denjenigen, um die es geht. Heisig hat ihre Erfahrungen mit straffälligen Jugendlichen und ihren Ansatz zur Bekämpfung der Jugendkriminalität in dem Buch „Das Ende der Geduld“ verarbeitet.

Ich habe das Buch nicht gelesen und ich habe auch kein Detailwissen über das Neuköllner Modell, sondern nur im Internet recherchiert. Aber ich stimme einer zeitnäheren Strafverfolgung jugendlicher Straftäter uneingeschränkt zu, denn wenn man einen Jugendlichen monatelang auf sein Verfahren warten lässt, verharmlost man die Straftat und setzt falsche Signale. Noch weitaus wichtiger erscheint mir der Ansatz, endlich einmal in den Dialog mit den betroffenen Eltern zu treten. Der Anteil jugendlicher Straftäter aus Familien mit Migrationshintergrund ist in einigen Berliner Stadtteilen überproportional groß und es ist völlig unverständlich, diese Tatsache zu ignorieren.

Auch wenn ich selbst keine Erfahrung in der Arbeit mit straffälligen Jugendlichen aus Migrantenfamilien habe, so habe ich immerhin 14 Jahre lang in einem Hamburger Stadtteil gearbeitet, in dem der Ausländeranteil höher als der der Deutschen ist, was auch für meinen Wohnort zutrifft. Und ich bin mir einer Sache absolut sicher: ohne die Einbeziehung der Familie wird jede Intervention in Bezug auf die Straffälligkeit Jugendlicher aus Migrationsfamilien kläglich scheitern. Im Gegensatz zu der Entwicklung in unserer westlichen Gesellschaft gibt es in vielen türkischen oder arabischen Familien nach wie vor klare Hierarchien und strikte Rollenaufteilung. Derselbe Jugendliche, der sich auf der Straße respektlos und gewalttätig gegenüber seinen Mitmenschen verhält, wagt oftmals seinen Eltern gegenüber nicht den geringsten Widerspruch. Das Defizit des Fehlens der für das Erwachsenenwerden erforderlichen Selbstbestimmung und der Respektierung der eigenen Person wird auf der Straße ausgelebt und kompensiert.

Mein Lebensgefährte, der lange Zeit in französischen Vorstädten als Erzieher mit aus arabischstämmigen Familien kommenden Jugendlichen gearbeitet hat, bestätigt voll und ganz die Erfahrung, dass der entscheidende Einfluss nicht bei Sozialarbeitern, sondern bei den Eltern liegt. Es kommt manchmal dazu, dass die Eltern ihre Kinder bei Straffälligkeit oder auch bei Drogenkonsum zurück ins Heimatdorf schicken. Abgesehen von der Frage, ob dies an den Ursachen etwas ändert oder nicht, so sollte man das Resultat nicht ignorieren: Die Jugendlichen sind am Heimatort durchaus in der Lage, sich gewaltfrei und sozial zu verhalten!

Zurück zu Kirsten Heisig. Ihr Ansatz erlangte nicht zuletzt auch durch den traurigen Umstand ihres Selbstmordes im Jahr 2010 mehr Bekanntheit. Die Gründe bleiben im Bereich der Spekulation, was immer eine heikle Angelegenheit darstellt. Da sie und ihr Mann sich einige Zeit zuvor getrennt haben, kann es durchaus sein, dass ihre Gründe nicht im Bereich ihrer beruflichen Tätigkeit zu suchen sind. Dennoch ist offensichtlich, dass ihr außerordentliches Engagement mit Sicherheit enorm kräftezehrend war. In der gestrigen Dokumentation kamen auch Kollegen aus Justiz und den Projekten zu Wort. Kirsten Heisigs ebenfalls als Jugendrichter arbeitender Kollege bekannte, dass er das Engagement seiner Kollegin bewunderte, aber manchmal mit ihren Ansprüchen kaum noch mithalten konnte. Und andere sagten aus, dass Kirsten Heisig sowohl unter Ungerechtigkeit enorm litt als auch unter der ständigen Konfrontation mit der Gewalt. Kirsten Heisig selbst sagte auch in einem ihrer zahlreichen Interviews, dass die extremen Gewalttaten der Jugendlichen und insbesondere das völlige Fehlen jeglichen Mitgefühls mit den Opfern für sie kaum noch fassbar seien. Letztendlich mag es zu ihrer Verzweiflung beigetragen haben, dass nicht alle hinter ihr standen und sie auch angefeindet wurde. Denn nach wie vor gibt es jene Menschen, die selbst den geringsten Ansatz einer Thematisierung der Straffälligkeit von Ausländern sofort als verfehlt und rassistisch brandmarken. Und dann gibt es natürlich auch immer noch jene, für die es völlig unverständlich ist, dass jemand es nicht einfach dabei belässt, nur das zu tun, wofür er bezahlt wird, sondern einen gesellschaftlichen Bezug herstellen möchte.

Und damit spanne ich den Bogen zur Betreuerarbeit. Auch einige der Betreuer vertreten die Einstellung „Ich tue nur das, wofür ich bezahlt werde“, die mit einem völligen Desinteresse an allen gesellschaftlichen Zusammenhängen einhergeht. Und auch einige Betreuer zeigen ein völliges Unverständnis für die Wichtigkeit eines Dialogs mit den Betroffenen. Und manchmal gipfelt dies dann sogar in einem generellen Verbot jeder Kritik und selbst jeglicher Diskussion. Dass dies in eine Sackgasse führt braucht man sicher nicht länger zu erläutern.

Ich schließe mit den Worten eines türkischen Vaters, der in einer Elterninitiative tätig ist, die mit Kirsten Heisig zusammengearbeitet hat: „Als ich von ihrem Tod gehört habe, habe ich mich zurückgezogen und eine Stunde lang geweint“. Ich glaube, diese Worte machen mehr als jede Analyse deutlich, wie unverzichtbar Menschen wie Kirsten Heisig für unsere Gesellschaft sind. Und es müssen Wege gefunden werden, den Weg des Dialogs und der Miteinbeziehung gesellschaftlicher Zusammenhänge zu gehen, ohne sich dabei als Einzelner völlig aufzureiben. Vielleicht hätte Kirsten Heisig einfach nur mehr Unterstützung gebraucht um den begonnenen Weg weiterzuführen.

Wen die Dokumentation interessiert: hier der Link: http://www.youtube.com/watch?v=qiLZdjARFHk

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Donnerstag, 18. Juli 2013, 14:06h

Mal etwas Positives. Es geht auch anders!

behrens

Es ist immer wieder interessant zu sehen, wie unterschiedlich die Prioritäten im Bereich der Arbeit mit Menschen ausfallen können. Gestern habe ich mich mit ein paar Freunden getroffen und bei unserem Gespräch ging es auch um das Thema Arbeit. Zwei der Freunde sind, bzw. waren in Arbeitsprojekten tätig, die im Bereich künstlerischer Gestaltung angesiedelt sind. Eines der Projekte wurde für Menschen mit einer Suchtproblematik geschaffen, das andere Projekt steht allen Ein-Euro-Jobbern offen.

Bei dem ersten Projekt geht es um Skulpturen, die für einen Parkfriedhof in Göttingen geschaffen wurden. Man kann das Resultat in einem wunderschönen Kalender oder auch auf der Website betrachten. Was meinen Bekannten sehr beeindruckte, war das Engagement und die Zuverlässigkeit, mit der die Teilnehmer an dem Projekt arbeiteten. Wer Erfahrung hat mit der Arbeit mit Suchtkranken, wird dies gut verstehen, denn die Suchtproblematik nimmt oftmals einen so großen Teil des Lebens ein, dass kaum noch Raum und Energie bleibt für etwas anderes. Umso erstaunlicher, dass die Teilnehmer dieses Projektes nach kurzer Zeit soviel Interesse und Spaß an ihrer Arbeit zeigten, dass die regelmäßige Mitarbeit kein Problem mehr darstellte. Dies wiederum schuf bei vielen wieder Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten.

Bei dem zweiten Projekt geht es um die Verschönerung von Institutionen. Auftraggeber sind beispielsweise Heime, Wohnunterkünfte, Kitas e.t.c. Man kann sich die Resultate der Arbeit hier ansehen. Auch hier ist man erstaunt, was Menschen, die auf dem Arbeitsmarkt keine Chance haben, für Ideen und Leistungen entwickeln.

Jetzt wird so mancher kontern, dass Kunst ja schön und gut ist, aber eine reelle Arbeit dadurch nicht ersetzt wird. Das mag auch nicht völlig falsch sein, dennoch müssen Menschen, die lange Zeit keiner regelmäßigen Arbeit mehr nachgegangen sind, erst wieder an einen Arbeitsrhythmus herangeführt werden. Ich selbst habe vor vielen Jahren bei meiner Arbeit in einer Betreuungsstelle für Langzeitarbeitslose/Schwervermittelbare erfahren, wie sehr bei vielen Arbeitslosen das Selbstbewusstsein unter der Arbeitslosigkeit gelitten hat, was wiederum dazu führt, sich überhaupt nichts mehr zuzutrauen. Gleichzeitig habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass bei so manchem Langzeitarbeitslosen enormes Potential vorhanden ist, wenn der/diejenige erst einmal wieder Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten gefasst hat. Aber auch abgesehen von dem eindeutig positiven Aspekt der Arbeitsmaßnahmen in Bezug auf diejenigen, die dadurch wieder in den Arbeitsprozess eingegliedert werden, halte ich es für eine sehr gute Idee, die Aufträge für künstlerische Arbeit nicht ausschließlich an einzelne Künstler zu vergeben, sondern auch an Projekte, deren Teilnehmer einen repräsentativen Querschnitt der Gesellschaft darstellen.

Was mich aber mindestens genauso beeindruckt wie die Arbeit dieser Projekte an sich, ist das Selbstverständnis derjenigen Menschen, die diese Projekte leiten, bzw. begleiten. Ein himmelweiter Unterschied zum Selbstverständnis so mancher Betreuer, die ich kenne und die es schaffen, ausnahmslos jedes Thema nach maximal fünf Sätzen auf den Aspekt des finanziellen Nutzens zu lenken. Bei den hier beschriebenen Projekten geht es weder um Gewinnmaximierung, noch um die größtmögliche Reduzierung des Arbeitsaufwands, noch geht es um einen möglichst guten werbewirksamen Eindruck, den man auf andere machen will. Es geht schlichtweg um eines – eine gute und sinnvolle Arbeit zu machen!

Als ich fragte, ob die Projektteilnehmer jetzt auch als „Kunden“ bezeichnet werden, erhielt ich nur die kurze Antwort „Quatsch!“. Und mein Bekannter unterstrich die Absurdität des Versuchs, soziale Arbeit in kaufmännische Kriterien zu zwängen und teilte meine Meinung, dass kaufmännische Kriterien zwangsläufig an der Komplexität und Individualität menschlicher Problemlagen scheitern. REFA-Verfahren mögen vielleicht bei Fließbandarbeit effektiv und vertretbar sein, in der Arbeit mit Menschen sind sie jedoch kontraproduktiv und erniedrigend.

Ich will nicht verschweigen, dass es natürlich auch in der Projektarbeit um Geld geht. Budgets müssen eingehalten, bzw. zuerst einmal mühsam erkämpft werden. Es müssen Auftraggeber gefunden und für beide Seiten akzeptable Bedingungen verhandelt werden. Im Mittelpunkt steht jedoch immer der Nutzen für das Klientel und für die Gesellschaft und nicht um die Höhe des eigenen Einkommens.

Konkret bedeutet der Kampf um das Geld für denjenigen meiner Bekannten, dessen Projekt beendet ist, jetzt eine neue Planung zu konzipieren. Es gibt auch schon eine Idee für die Neugestaltung eines äußerst hässlichen Gebäudes, das auch mir schon wegen seiner Unattraktivität auffiel. Für den anderen Bekannten besteht das Projekt zur Zeit noch, aber eventuell ist die Weiterfinanzierung nicht vollkommen sicher, so dass auch hier Ideen und Kreativität gefragt sind.

Was mir von dem gestrigen Abend so angenehm in Erinnerung geblieben ist, ist das Gefühl, dass es sehr viel Spaß machen kann, sich für eine Sache zu engagieren und Ideen zu entwickeln für Projekte, die einerseits einen Nutzen für diejenigen darstellen, die dort eine Arbeitsstelle bekommen und andererseits durchaus auch für die Gesellschaft eine Bereicherung darstellen.

Das ist vielleicht mein Resümee dieses sehr angenehmen Abends: es geh auch anders! Und es macht sogar verdammt viel Spaß.


P.S.: ruhig mal in die Websites reinsehen, es lohnt sich!

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Mittwoch, 20. März 2013, 16:26h

Wie teuer ist eigentlich Pflege?

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Da ich hier schon zweimal über den Trend, bei Pflegebedürftigkeit nach Thailand oder Osteuropa zu gehen, geschrieben habe, haben mich die Kosten und der Personalschlüssel in deutschen Heimen interessiert. Mein subjektiver Eindruck hatte mich dabei arg getäuscht, denn auch bei uns kann der Personalschlüssel bei Dementen mit der Pflegestufe III bis zu 1:1,25 betragen!

Einer im Jahr 2012 durchgeführten Untersuchung des Zentrums für Sozialpolitik zufolge fallen insgesamt vom Beginn der Pflegebedürftigkeit bis zum Tod (ambulante + stationäre Pflege/Pflegestufen I - III) folgende Kosten an:

Für Frauen: rd. 84 000 € (Pflegeversicherung + Eigenanteil + Sozialhilfe)
Für Männer:rd. 42 000 € (Pflegeversicherung + Eigenanteil + Sozialhilfe).]

Diese (Gesamtlebenszeit-)Kosten für vollstätionäre Pflege betragen für Frauen durchschnittlich: insgesamt 62 346 €, die sich folgendermaßen aufsplitten:

24.226 € Pflegeversicherung (38,8 %)
4.451 € Hilfe zur Pflege (Sozialamt) (7,1 %)
33.706 € Eigenanteil (eigene Rente/n + Vermögen oder Einkommen + Vermögen des Ehepartners/naher Verwandter) (54,1 %)

Diese (Gesamtlebenszeit-)Kosten für vollstätionäre Pflege betragen für Männer durchschnittlich: insgesamt 26.923 €, die sich folgendermaßen aufsplitten:

10.406 € Pflegeversicherung (38,7 %)
2.059 € Hilfe zur Pflege (Sozialamt) (7,6 %)
14.458 € Eigenanteil (eigene Rente/n + Vermögen oder Einkommen + Vermögen des Ehepartners/naher Verwandter) (53,7 %)

Und jetzt das ebenso Interessante: Wie sieht es mit dem Personalschlüssel aus? In Baden-Württemberg sind beispielsweise folgende Personalschlüssel vorgesehen:

Verhältnis Pflege- und Betreuungskräfte, davon mindestens die Hälfte Pflegefachkräfte, zu pflegebedürftigen Bewohnern
Pflegestufe I: 1:3,96 bis 1:3,13
Pflegestufe II: 1:2,83 bis 1:2,23
Pflegestufe III: 1:2,08 bis 1:1,65

Für die Betreuung von pflegebedürftigen Bewohnern, die zusätzlich an Demenz leiden, gilt folgender Schlüssel:
Pflegestufe I: 1:2,38
Pflegestufe II: 1:1,70
Pflegestufe III: 1:1,25

Quelle: Wikipedia Pflegekosten

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Montag, 4. Februar 2013, 21:07h

Keine gute Nachricht – Streichung der Prozesskostenbeihilfe

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Ich hätte nie gedacht, dass bestimmte Rechte einfach so gestrichen werden können. Aber da habe ich mich anscheinend geirrt, denn unsere Justizministerin will die Prozesskostenhilfe kippen, da die Bundesländer dadurch um die 500 Millionen Euro einsparen könnten.

So lange gibt es das Gesetz über die Prozesskostenhilfe noch gar nicht. Im Jahr 1981 wurde es von der SPD/FDP Koalition beschlossen, wobei der damalige Innenminister Gerhart Baum federführend war. Ich bin alles andere als ein FDP-Fan, aber Baum gehörte immer zu den wenigen Politikern, die für mich im Gegensatz zu fast allen andern so etwas wie Glaubwürdigkeit hatten.


In Zukunft werden Rechte also nur für diejenigen gelten, die auch in der Lage sind, diese für sich in Anspruch nehmen zu können. Und da fallen dann all diejenigen raus, die nur über ein geringes Einkommen verfügen. Genauso wie die Hartz-IV-Empfänger und die vielen alten Menschen, deren Rente so gering ist, dass zusätzlich noch Sozialleistungen gewährt werden müssen.

Vor dem Gesetz ist jeder gleich – vorausgesetzt er kommt überhaupt so weit, das Gesetz für sich in Anspruch nehmen zu können und das hängt nun mal leider oftmals von der Hilfe eines Anwalts ab, was wiederum mit hohen Kosten verbunden ist.

Ich befürchte, dass dieses Gesetz durchkommen wird. Vielleicht wird es ein wenig Protest geben, aber der breiten Masse wird das ziemlich gleichgültig sein. Genauso wie es Anwälte gibt, die kein Problem damit haben, trotz der Vorlage einer staatlichen Kostenübernahmebescheinigung von einer alleinerziehenden Hartz-IV-Empfängerin einen Vorschuss zu verlangen und sich darüber hinaus noch als „engagiert“ zu bezeichnen.

Die fetten Jahre sind vorbei und jetzt wird der Gürtel enger geschnallt – allerdings nur bei denjenigen, die ohnehin wenig haben.

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