Mittwoch, 5. November 2014, 00:16h

Das gibt es also doch noch – wohltuende Bescheidenheit

behrens

Da ich in meinem Blog schon des Öfteren meine Skepsis und mein Misstrauen gegenüber beruflichen Außendarstellungen geäußert habe, deren einziger Sinn die Auflistung von positiven Attributen ist, möchte ich jetzt – sozusagen als Gegenpol – ein positives Beispiel schildern. Denn es gibt durchaus Menschen, die es für verzichtbar halten, sich selbst als hochqualifiziert, engagiert etc anzupreisen. Und interessanterweise sind es gerade diese Menschen, die tatsächlich über eine außergewöhnliche Qualifikation verfügen.

Vor kurzem entdeckte ich beim Lesen eines Artikels zur Geschichte Mittelamerikas zufällig den Namen einer Bekannten, deren Aussagen zitiert wurden. Ich googelte daraufhin ein wenig und stieß auf ein von ihr verfasstes Buch sowie auf Hinweise zu weiteren wissenschaftlichen Artikeln und Stellungnahmen. Ich erfuhr außerdem vom Ehemann meiner Bekannten, dass seine Frau schon gegen Ende ihres Studiums als eine der wenigen Spezialisten auf ihrem Fachgebiet galt.

Was mich beim Googeln erstaunte, war der Umstand, dass es anscheinend keine Homepage oder Ähnliches gab. Offenbar hat jemand, der über hohes Fachwissen verfügt und außerdem große Anerkennung auf wissenschaftlichem Gebiet genießt, es nicht nötig, die eigenen Fähigkeiten anzupreisen. Doktortitel, Publikationen und die hohe berufliche Stellung – all dies wird mit keinem Wort erwähnt.

Man mag entgegnen, dass es doch jeder so halten kann wie er will, denn manche legen eben Wert auf eine werbewirksame Außendarstellung und andere nicht. Aber darum geht es gar nicht, denn es betrifft eben nicht nur Unterschiede in der Selbstdarstellung und Selbsteinschätzung, sondern es geht um etwas sehr viel Grundsätzlicheres – nämlich darum, ob Arbeit durch inhaltliches Interesse bestimmt wird oder lediglich durch kommerzielles. Rein kommerzielles Interesse wird niemals mehr als durchschnittliche Resultate erbringen, daran werden auch ausgefeilte PR-Maßnahmen nichts ändern.

Um diesen Beitrag positiv zu schließen – es ist beruhigend, dass es nach wie vor Bereiche gibt, die nicht durch Kommerzialisierung sondern durch Kompetenz und Fachwissen bestimmt werden.

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