Mittwoch, 10. Oktober 2012, 12:53h

Ankündigung einer Sendung

behrens

Gerade habe ich eine Mail mit einem Hinweis auf eine Sendung erhalten, die heute im ZDF gezeigt wird:

Edit: hier der Link der ZDF-Mediathek:
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/kanaluebersicht/aktuellste/398?teaserListIndex=26#/beitrag/video/1749552/Gefesselt-im-Heim

Das ZDF hat folgende Vorankündigung der Sendung heute abend, Mittwoch, 10.10.2012 um 23.00 bis 23.30 Uhr ins Netz gestellt:
Gefesselt im Heim
Ein Film von Jens Hahne
Freiheitsentzug im Pflegeheim: Täglich werden in deutschen Heimen Menschen zwangsfixiert, mit Medikamenten, Bettgittern, Gurten und anderen Methoden. Schätzungsweise 140.000 alte Menschen sind betroffen, Experten zufolge ist die Dunkelziffer noch weit höher
Fixiert werden sie zu ihrer eigenen Sicherheit, wie es heißt: Weil sie ohne freiheitsentziehende Maßnahmen Gefahr laufen würden, zu stürzen oder sich zu verletzen. Das zumindest sagen viele Pfleger. Doch ist das wirklich so? Oder werden Menschen fixiert, weil es zu wenig Betreuer gibt, weil Stress und Personalknappheit herrschen? Und weil in deutschen Heimen ein ausgeprägtes Sicherheitsdenken verbreitet ist?

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Ich habe die Doku gesehen und muss sagen, dass sie mich sehr berührt hat. Es ist erschreckend zu sehen, was in Heimen mit alten Menschen angestellt wird und auch, wie sie das noch kränker macht, als sie von sich aus sind. Das ist Freiheitsberaubung und Körperverletzung, was da vor sich geht.

Die dünne Personaldecke ist natürlich die Folge davon, dass ein soziales und gesellschaftliches Problem in betriebswirtschaftliche Kategorien gepresst wird, und dass bei allem, was die Pflegenden sich vor Ort ansehen müssen, menschliche Gefühle oftmals auf der Strecke bleiben. Zum einen sind die Kräfte angehalten, in höchstem Maße effizient zu arbeiten, zum anderen hilft ihnen niemand bei ihrer ständigen Konfrontation mit Alter, Krankheit und Gebrechlichkeit. Wo soll man da als Pflegender noch bleiben?

Beeindruckt hat mich, wie dargestellt wurde, dass mit relativ schlichten Maßnahmen Gefahren auch anders begegnet werden kann als mit Fixierung. Es geht anscheinend, wenn sich bloß mal jemand Gedanken darüber macht. Ich stelle mir oft die Frage, wie ich im Alter leben möchte, auch wenn ich mein erstes Lebensdrittel wohl gerade erst hinter mir habe, und nein, ich möchte nicht eingesperrt und gefesselt werden, ich möchte nicht vorgeschrieben bekommen, was ich esse und wann... Wie kann man mit dem Alter würdig umgehen? Diese Frage stelle ich mir oft, und sie ist sicher eine, die noch dringlicher wird in Zukunft. So wie zur Zeit jedenfalls nicht. Alte sind nurmehr Problem, nicht Bereicherung, Alter wird nur als Handicap verstanden, nicht als Erfahrungs-Schatz und Gelassenheits-Genuss. Da muss sich ganz viel grundsätzlich ändern, weil die menschliche Existenz in diesem "Stadium" mit der Prämisse der Gewinnmaximierung und Kostenminimierung des Kapitalismus in ganz besonderem Maß unverträglich ist. Hier spiegelt sich, dass es ganz und gar nicht mehr um den Menschen an sich geht.

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Einst und Heute
Früher gab es Siechenhäuser;
aber da gab es auch noch den Kaiser.
Heute nennt sich so ein Haus "Pflegeheim".
Den Kaiser gibt es auch nicht mehr.

Ich hatte den Bericht aufgenommen und gestern am Abend angeschaut.
Fazit:
- Vielleicht sollte man einige der sogenannten Pflegeheime
- doch wieder etwas ehrlicher mit Siechenhaus bezeichnen?

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Menschenentsorgungshaus
könnte ich mir auch für zahlreiche
der "Pflegeheime" als Kategorie-Begriff vorstellen.

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Es geht anscheinend, wenn sich bloß mal jemand Gedanken darüber macht. Das war auch mein Gedanke, als die ebenso simple wie auch tolle Idee gezeigt wurde, wie man die Anbringung eines Bettgitters überflüssig machen kann, indem man das Bett einfach auf den Boden absenkt. Auch die Idee mit den Bewegungsmeldern ist toll und praxisnah.

Auch ich habe eine Betreute, die im Rollstuhl einen sogenannten „Hosenträgergurt“ trägt. Ohne ihn würde sie aus dem Rollstuhl herausrutschen. Außerdem habe ich mich schweren Herzens für einen Bauchgurt entschieden, da die Betreute bis zu sechsmal täglich stürzte und grün und blau war. Ich habe die Betreute vorher aufgesucht und versucht zu erfahren, ob sie mit der Maßnahme einverstanden ist. Sie kann mich nur noch bedingt verstehen, aber ich habe ihre Reaktion so verstanden, dass sie nicht gegen das Anbringen des Gurts ist. Es kommt durchaus vor, dass Betreute manchmal selbst ein Bettgitter wünschen, insbesondere, wenn es sich um das nächtliche Herausfallen handelt. Es gibt da übrigens auch eine ganz pfiffige Idee, nämlich ein partielles Bettgitter, das zwar vor dem Herausfallen schützt, aber trotzdem ermöglicht, dass man aus dem Bett steigen kann.

Viele Probleme könnte man zweifellos mit mehr Personal lösen. Aber auch da gibt es Grenzen. Als die Lebensgefährtin eines Freundes im Sterben lag, saß der Freund fast immer an ihrem Bett. Just in dem Moment, als er mal kurz auf die Toilette ging, sprang die Lebensgefährtin raus und stürzte. In so einem Fall ist ein Bettgitter, das bei Bedarf hochgezogen werden kann, die einzige Lösung.

Vielleicht gäbe es in vielen Fällen durchaus Ideen und Maßnahmen (so wie das absenkbare Bett), die eine Lösung darstellen würden. Aber dazu muss man erstmal nach Lösungen suchen und überhaupt einen Bedarf für eine Verbesserung sehen. Und da fällt mir immer eine Kollegin ein, die auf die Frage, was zu ihren Aufgaben gehört, grundsätzlich antwortet: „Alles wofür ich bezahlt werde!“ Und weil man nun mal nicht für kritisches Hinterfragen und innovative Ideen bezahlt wird, wird immer alles beim Alten bleiben.

Innovative und kreative Ideen gibt es jede Menge im Bereich der Werbung, der neuen Kommunikationsmittel und der Computertechnologie, aber leider nicht im Bereich der Altenpflege…

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