Mittwoch, 3. November 2010, 14:29h

Warum nur scheitern gute Ideen von denen eigentlich alle nur Vorteile hätten?

behrens

Die Idee, von der ich spreche, war die Idee von einigen Betreuern. Die Idee einer Auflistung und Zusammenfassung von Hilfsangeboten, Gesetzen, fachlichen Informationen und Veranstaltungen. Alles mit dem Ziel einer professionellen Vernetzung von uns Betreuern, die letztendlich auch – oder eigentlich gerade – unseren Betreuten zugute gekommen wäre.

Es gab beispielsweise sogar das Angebot eines Marktplatzes und eines Forums. Der Marktplatz hätte eine für unsere Betreuten eine wichtige Verknüpfung von Angebot und Nachfrage geboten. Es gibt nämlich für uns Betreuer die vertrackte Situation, dass es zwar auf der einen Seite immer wieder bei Wohnungsauflösungen oder Umzügen jede Menge brauchbaren (allerdings nicht mehr verkaufbaren) Hausrat oder Möbel gibt, aber auf der anderen Seite keinen Austausch darüber, wo hierfür gerade ein Bedarf und somit ein Abnehmer vorhanden ist - der natürlich grundsätzlich (Stichwort Hartz IV) besteht. Auf einem Marktplatz könnte man das, was vielleicht an einer Stelle dringend benötigt wird und an anderer nur Entsorgungskosten verursacht, sinnvoll verknüpfen. Noch dringender wäre dies in Bezug auf freiwerdende Wohnungen – Hamburg hat auf der einen Seite eine große Wohnungsnot und auf der anderen Seite haben wir durch Heimeinweisungen und Zwangsräumungen auch immer wieder freiwerdenden Wohnraum. Wäre doch ideal, diese beiden Ebenen zusammenzuführen, hatte ich mir gedacht.

Aber nicht nur der Marktplatz, sondern auch ein Forum hätte eine Bereicherung unserer Arbeit dargestellt. Ein Forum hätte die Möglichkeit eines professionellen Austauschs unter uns Betreuern eröffnet. Es gibt zwar mittlerweile so einige Foren im Internet, aber leider nicht auf bezirklicher Ebene und das ist sehr schade, denn wenn wir Betreuer im Süden Hamburgs Einrichtungen, Hilfsangebote oder Wohnungen suchen oder uns über Behörden austauschen wollen, dann natürlich im Umfeld und nicht in Bayern oder im Schwarzwald. Insbesondere im Hinblick auf Berufsanfänger, die ins kalte Wasser geworfen werden, wäre dies eine enorme Arbeitshilfe, durch die Fehler – die ja letztendlich zu Lasten der Betreuten gehen – verhindert werden könnten. Ein weiterer wichtiger Aspekt wäre die Möglichkeit, über das Thema Betreuung zu informieren, denn kaum jemand außer den Betroffenen weiß darüber wirklich Bescheid und ein großer Teil der herrschenden Unzufriedenheit in diesem Bereich resultiert aus mangelhafter Information oder falschen Erwartungen.

Aber diese Idee ist leider nie in die Realität umgesetzt worden. Von den anfänglichen sieben Kollegen war ein wirkliches Interesse nur bei zweien vorhanden. Die restlichen fünf haben außer einer Information über sich selbst nie wieder etwas in die dafür aufgebaute gemeinsame Homepage gesetzt. Aber so schlimm wäre dies eigentlich gar nicht gewesen, denn zwei sind immer noch besser als keiner und darüber hinaus kann man nicht bei jedem das gleiche Interesse an einer Sache erwarten. Auch mit zwei Leuten kann man schon eine Menge bewegen, wenn man wirklich will.

Aber trotzdem hat die Idee nicht überlebt. Aus mehreren Gründen. Zum einen kam von den anderen Kollegen aus dem Bezirk überhaupt keine Resonanz und weder Forum noch Marktplatz wurden jemals beachtet. Daran hätte die Idee jedoch nicht zwangsläufig scheitern müssen, denn was nicht ist, kann ja noch werden. Erfolg fällt einem nicht einfach in den Schoß, sondern man muss etwas dafür tun. In diesem Fall hieße dies Öffentlichkeitsarbeit. Aber auch daran hatte niemand Interesse. Was man allerdings auch zum Thema hätte machen können. Aber das geschah nie. Ist auch nicht ganz einfach, wenn von sieben Leuten nur zwei aktiv sind.

Aber ich traure dieser immer noch ein wenig nach. Denn sie hätte die große Chance einer Verbesserung unserer Arbeit darstellen können. Auch deswegen, weil unsere Arbeit für Außenstehende ein bisschen transparenter geworden wäre. Und auch weil wir mit dem Marktplatz und dem Forum viel für unsere Betreuten hätten tun können. Weil vielleicht auch der ein oder andere Außenstehende gesehen hätte, dass Betreuer sich nicht nur für ihre Vergütung interessieren. Weil man sich untereinander mit nützlichen Tipps hätte weiterhelfen können, von denen wiederum auch unsere Betreuten – um die es ja bei alledem geht – profitiert hätten.

Eins kam zum anderen und letztendlich starb die Idee nicht viel anders, wie auch viele unserer Betreuten sterben: ohne viel Aufhebens und ohne das sich jemand besonders dafür interessiert und jemand besonders traurig ist.

Außer mir eben.

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