Mittwoch, 4. Januar 2012, 16:45h

Jobcenter - wie gewohnt und auch mal anders

behrens

Ich war gerade dabei, eine kleine Begebenheit mit dem Jobcenter aufzuschreiben, die wieder einmal sehr unerfreulich verlief, als ich einen Anruf bekam, der ein Beispiel dafür ist, dass es doch auch Mitarbeiter beim Jobcenter gibt, denen die ihnen anvertrauten Menschen nicht völlig gleichgültig sind.

Fangen wir dennoch mit der unerfreulichen Begebenheit an. Vor einiger Zeit habe ich für einen Betreuten einen Reha-Antrag beim Arbeitsamt gestellt, da dieser sehr gern in einer Werkstatt für Behinderte arbeiten würde. Es hatte in der Vergangenheit bereits ein Beratungstermin stattgefunden, der aber negativ verlief, weil man im Arbeitsamt der Meinung war – die ich nicht teile – dass mein Betreuter erstmal andere Angebote wahrnehmen sollte. Nachdem der zweite Beratungstermin im November stattfand, schickte ich, ohne mir dabei etwas Böses zu denken, der Reha-Abteilung eine kurze Mail, in der ich anfragte, was der Termin ergeben hatte.

In der vergangen Woche rief die Vertretung der zuständigen Sachbearbeiterin an und da ich nicht im Büro war, nahm meine Mitarbeiterin den Anruf entgegen. Dann folgte ein Wortwechsel, über den meine Mitarbeiterin noch langer verärgert war. Es begann damit, dass die Sachbearbeiterin betonte, dass sie nicht sagen dürfe, um wen und um was es sich handeln würde, da meine Mitarbeiterin ja „nur“ eine Mitarbeiterin und nicht die Betreuerin war. Nachdem ihr meine Mitarbeiterin dann doch entlocken konnte, um welchen meiner Betreuten es sich handelte, folgte ein langer Vortrag darüber, wie es angehen könne, dass ich als Betreuerin nicht über das Gesprächsergebnis informiert sei. Meine Mitarbeiterin versuchte wacker, der Sachbearbeiterin zu erklären, dass meine Nachfrage etwas völlig Normales wäre. Dies sah die Sachbearbeiterin allerdings nicht ein und wies darauf hin, dass ich den Betreuten hätte begleiten müssen, wenn ich Informationen hätte haben wollen.

Ich könnte jetzt noch weiter dieses unerfreuliche und darüber hinaus durch und durch überflüssige Gespräch beschreiben, was aber zu nichts führen würde. Ich habe ja selbst einige Jahre im Arbeitsamt gearbeitet und hatte daher Gelegenheit, diesen Persönlichkeitstypus kennenzulernen, der sich durch ein völliges Unverständnis gegenüber all denen auszeichnet, die nicht in die amtsinternen Abläufe eingeweiht eingeweiht sind und logischerweise daher manche Dinge erfragen müssen. Und genau dieser Typus zeichnet sich wiederum meist durch ein äußerst lückenhaftes Fachwissen aus. Jeder Behördenmitarbeiter muss wissen, dass rechtliche Betreuer in der Regel auch Mitarbeiter haben, die befugt sind, Anrufe entgegenzunehmen und Schreiben zu bearbeiten – anders wäre die Arbeit als Berufsbetreuerin gar nicht machbar. Genauso sollte unbedingt bekannt sein, dass ein Betreuer nicht über das Zeitbudget für eine persönliche Begleitung verfügt. Und natürlich hat ein rechtlicher Betreuer auch nicht automatisch mit beruflichen Rehaverfahren zu tun, da es jede Menge Betreuungen gibt, bei denen so eine Maßnahme gar nicht in Frage kommt. Und die Tatsache, dass zwar eine Ablehnung in schriftlicher Form erfolgt, eine Bewilligung aber nicht, mag zwar einer Behördenmitarbeiterin logisch erscheinen, dem Rest der Welt wahrscheinlich aber nicht.

So, und nun die positive Erfahrung, die mich eben gerade gemacht habe: Es handelt sich um die Schwester meiner Betreuten, die ich momentan noch gar nicht gesetzlich betreue, sondern im Rahmen einer Vollmacht. Die Leistungen des Jobcenters wurden eingestellt, da aufgrund der vorhandenen Behinderung eine Erwerbstätigkeit gar nicht möglich wäre. Damit ich schnellstmöglich Grundsicherungsleistungen beantragen kann, wäre eine Schweigepflichtentbindung erforderlich. Die Schwester meiner Betreuten ist sich aber der Wichtigkeit nicht bewusst und hat den vereinbarten Termin nicht wahrgenommen. Heute ruft mich die Sachbearbeiterin an und teilt mir mit, dass sie übermorgen sowieso in der Gegend wäre, und daher auch einen kurzen Hausbesuch machen könnte. Ich war darüber äußerst erstaunt und fragte, ob dies öfter vorkäme, worauf die Sachbearbeiterin mir sagte, dass sie ab und zu Hausbesuche machen würde, wenn sie das Gefühl hätte, dass es sich um Arbeitslose handeln würde, die Schwierigkeiten haben, die in den Behördenschreiben formulierten Anliegen überhaupt zu verstehen.

Ich kann zu letzterem Beispiel nur sagen, dass wahrscheinlich so manche gesetzliche Betreuung gar nicht erforderlich wäre, wenn man in der Behörde realisieren würde, dass es sich nicht immer zwangsläufig um eine – wie in den Schreiben formulierte – "Verweigerung der Mitarbeit" handelt, sondern schlichtweg um Menschen, die mit der adäquaten Bearbeitung von Behördenangelegenheiten überfordert sind.

Es gibt sie also doch – Menschen, die nicht nur in der Lage sind, sich in andere hinein zu versetzen, sondern die auch bereits sind, hilfsbedürftigen Menschen Hilfe anzubieten!

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