Sonntag, 16. Mai 2010, 21:16h

24-Stunden-Pflege aus Osteuropa – zurück zur 168-Stunden-Woche?

behrens

Wäre sehr dankbar für Ihre Meinung (selbst wenn nur kurz!) zu diesem Thema:

Wenn wir Betreuer für unsere pflegebedürftigen Betreuten nach geeigneten Einrichtungen suchen, wird ab und zu untereinander nach empfehlenswerten Adressen gefragt. Dabei wurde auch schon eine sogenannte „24-Stunden-Betreuung aus Osteuropa“ genannt. Zufällig habe ich dies Video bei YouTube entdeckt und dadurch auch die zugehörige Website.

Die Kosten für eine „osteuropäische“ Pflegerin betragen zwischen 1.700,00 und 2.200,00 €. Es wird eine 24-Stunden-Anwesenheit garantiert. Im Vergleich zu einem entsprechenden ambulanten deutschen Dienst ist das ein wahres Schnäppchen.

Aber was ist mit den ganzen Arbeitnehmerrechten? Mit der 40-Stundenwoche, geregelten Pausenzeiten, ausreichende Nachtruhe, Urlaub, Weihnachtsgeld e.t.c.?

Zugegeben, die Versuchung ist groß, denn nichts ist wünschenswerter, als einem alten Menschen den Verbleib in der Wohnung zu sichern. Und das ist in einigen Fällen leider nicht möglich, wenn nicht die ständige Anwesenheit einer Pflegekraft garantiert ist. Da kommt so ein günstiger 24-Stunden-Service gerade richtig. Aber ist das nicht ein hoher Preis? Der Rückschritt in Zeiten, in denen Dienstpersonal einen Nachmittag in der Woche frei hatte und ansonsten immer verfügbar sein musste? Meine Oma und selbst meine Mutter haben dies noch erlebt, das hieß damals „In Stellung sein“.

Arbeitsmarktpolitisch ist so ein 24-Stunden-Service Preisdumping in Reinkultur. Kein deutscher Pflegedienst kann da mithalten – und deren Beschäftigte verdienen schon nicht besonders viel.

Ist es für mich als Betreuerin vertretbar, für das Wohl meiner Betreuten so einen Dienst in Anspruch zu nehmen? Jeder ist sich selbst der nächste ohne Rücksicht auf Verluste?

Da Betreuer sich in der Regel nicht für gesamtpolitische Zusammenhänge interessieren, würde mich unbedingt mal die Meinung der Leser interessieren. Und immer dran denken:

Alt und hilfebedürftig wird man schneller als man denkt!

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kommt darauf an
Je nachdem, wieviel Pflege erforderlich ist, wird häusliche Pflege anders nicht zu finanzieren sein.Hinzu kommt bei solchen Arbeitsverhältnissen noch Kost und Logis, die also zusätzlich zum Lohn zu Buche schlagen und indirekt ebenfalls Bezahlung sind. Ich kenne Fälle, wo die Pflegekräfte eine eigene Wohnung im Haus bewohnen, sich urlaubs- und freizeitsweise abwechseln, sodaß die Rechte aller gewahrt sind. Die Qualität (menschlich) ist in vielen Fällen eindeutig besser als bei ambulanten Pflegediensten. Abzulehnen (und illegal!)ist ganz sicher Ausbeutung

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Aber ist es denn nicht Ausbeutung, jemanden für so einen geringen Lohn ohne jede wirkliche Freizeit (empfohlen werden 2 halbe Tage pro Woche) rund-um-die-Uhr in Anspruch zu nehmen? Selbst bei freier Kost und Logis - die Zahlung von 1.700,00 € - 2.200,00 € geht ja an den Träger, der daran auch noch verdienen will und nach Abzug der Sozialabgaben wird die eigenliche Lohnsumme erheblich geschrumpft sein.

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die Zahlung von 1.700,00 € - 2.200,00 € geht ja an den Träger, der daran auch noch verdienen will...

Bei uns werden die Pflegerinnen direkt bezahlt. Die Vermittler bekommen natürlich auch ein Bißchen etwas, aber das sind keine großen Summen. Und ich glaub nicht, daß die Sozialabgaben abführen. :-)

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Ich habe mir die Homepage www.24stundenbetreut.de nochmals angesehen, die vereinbarte Summe wird nicht direkt an die Pflegekraft gezahlt, sondern an den Anstellungsträger. Sozialabgaben sind zwingend und vertraglich vereinbart.

Sicher, in Polen sind 1.700,00 € eine Menge Geld zumal ja nichts für Wohnung und Ernährung ausgegeben werden muss.

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Hinzu kommt bei solchen Arbeitsverhältnissen noch Kost und Logis, die ... indirekt ebenfalls Bezahlung sind. Ich kenne Fälle, wo die Pflegekräfte eine eigene Wohnung im Haus bewohnen, sich urlaubs- und freizeitsweise abwechseln, sodaß die Rechte aller gewahrt sind.

Sehe ich genauso. In unserer Gegend ist es üblich, daß sich zwei Pflegerinnen im 2-Wochenrhythmus abwechseln, daß also jede nach 2 Arbeitswochen 2 Wochen frei hat – und falls das Arbeitsklima schlecht sein sollte (manche alte Menschen können sich sehr schlecht benehmen), entscheiden sie sich eben, jemand anders zu pflegen, es gibt ja genug Pflegebedürftige. Sie lassen sich nicht alles gefallen.

Die Bezahlung ist oft besser als die ausgebildeter Ärzte in ihren Heimatländern (manche sind selbst Ärzte!), also vergleichsweise gut, es profitieren also die Gepflegten (deren Wohl für die Betreuer an erster Stelle stehen sollte) und die Pfleger, und die Familien der Pfleger (viel höheres Haushaltseinkommen)...

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Zu dem Thema ausländische Pflege/Haushaltskräfte gibt es einen interessanten Aufsatz mit dem Titel:

"Dienstmädchen aus aller Welt" unter

http://www.epd.de/sozial/sozial_index_46320.html

Im "Pflegewiki" wird dem Thema "Ausländische Pflegerinnen" eine ausführliche Seite gewidmet. Allerdings mit eindeutigem Augenmerk auf den Nutzen, die sozial- und lohnpolitische Komponente wird nicht vertieft.

Zu lesen unter:
http://www.pflegewiki.de/wiki/Besch%C3%A4ftigung_von_ausl%C3%A4ndischen_Helferinnen

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