Freitag, 24. Mai 2013, 12:17h
Wohnungslosigkeit
Gerade eben sah ich mir einen kurzen Bericht über die Wohnungssituation in Hamburg an. Diese kann nur als katastrophal bezeichnet werden:
„ Es gibt keine Plätze für die 700 bis 800 Personen, die in öffentliche Unterbringung gebracht werden müssen (…)„Ein Schlafplatz in der Wohnunterkunft bleibt Luxus“
Die Mitarbeiter der Bahnhofsmission stehen schon seit langem vor völlig unlösbaren Problemen, da es selbst für Familien mit Kindern keine Möglichkeit mehr gibt, Hilfe anzubieten.
Das Positive an Hamburg ist, es gibt eine Fachstelle für Wohnungsnotfälle. Das Negative daran ist, dass diese Stelle überhaupt keine Handlungsmöglichkeit mehr hat. Hamburg baut zwar an allen Enden und Ecken, es wird überall saniert aber all dies ändert nichts daran, dass dies nur Menschen mit gehobener Einkommensklasse zugute kommt.
Auch im Bereich der Betreuungsarbeit stellt die Wohnungslosigkeit ein großes Problem dar, das kaum lösbar ist. Ich habe in meinem Umgang mit Vermietern immer versucht, zwischen Betreuten und Vermieter zu vermitteln. Auf lange Sicht zahlt sich dies dann manchmal auch tatsächlich aus und man stößt nicht nur auf taube Ohren bei der Wohnungssuche für die Betreuten. Allerdings gibt es auch Vermieter, die schon die Tatsache stört, dass ein Bewerber eine rechtliche Betreuung hat, weil dies auf zu erwartende Probleme hinweist. Zwar ist es den großen Wohnungsgesellschaften oftmals angenehm, dass sie im rechtlichen Betreuer einen (mehr oder weniger) verlässlichen Ansprechpartner haben, aber da Betreuung ja nicht zwangsläufig eine Dauereinrichtung ist, kann es natürlich dazu kommen, dass nach der eventuellen Aufhebung zu Problemen mit dem Mieter kommt.
Mein Wunsch war ja immer gewesen, unter uns Betreuern eine Art „Wohnungsbörse“ aufzubauen, denn dadurch dass Menschen in ein Heim oder ins betreute Wohnen ziehen, werden Wohnungen frei. Auch im Falle des Versterbens eines Betreuten sind Betreuer zwar offiziell nicht mehr zuständig, aber dennoch kann ja die Information über die freistehende Wohnung von großem Nutzen für die Kollegen sein, die gerade eine Wohnung für jemanden suchen.
Meine Idee hat leider noch nicht einmal ansatzweise Interesse erregt. Schade.
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Mittwoch, 15. Mai 2013, 01:05h
Etwas längst Überfälliges
In den Theaterwerkstätten Kampnagel in Hamburg wird von 16.05. bis 18.05.2013 unter dem Motto „Old School“ über das Altern diskutiert. Es gibt außerdem einen Musiktheaterabend mit dem Titel „Dem Weggehen zugewandt“.
Ich bin leider an dem besagten Wochenende nicht in Hamburg, aber ich finde es toll, dass es tatsächlich einmal dazu kommt, dass das Thema Alter angepackt wird.
Man muss es leider mal aussprechen – bisher kamen alte Menschen meist nur als Commedy-Lacher vor. Bevorzugte Objekte, wenn mal so richtig abgelacht werden soll. Während dies bei anderen Bevölkerungsgruppen wie zum Beispiel Behinderten oder Ausländern doch ziemlich schnell zu Protesten kommt, bleibt Protest bei Alten fast immer aus.
Um so besser, dass das Thema Alter jetzt endlich einmal künstlerisch angepackt wird und sogar hochkarätige Schauspieler wie Irm Hermann dabei mitmachen. Ob es wohl daher kommt, dass jetzt auch die 68er langsam in die Jahre kommen?
www.kampnagel.de
www.dem-weggehen-zugewandt.de
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Donnerstag, 9. Mai 2013, 02:49h
Sind Kneipentreffen gemeinnützig?
Was macht eigentlich Gemeinnützigkeit aus? An und für sich nicht schwierig zu beantworten, denn der Begriff beinhaltet ja schon genau das, worum es geht: All-gemeinheit und Nutzen. Es geht also um eine Einrichtung, die für die Allgemeinheit in irgendeiner Form einen Nutzen darstellt, wie dies z.B. der Fall ist bei Beratungsstellen, Fortbildungsträgern, kulturellen Begegnungsstätten e.t.c. Entscheidend ist, dass der Nutzen nicht nur auf diejenigen beschränkt ist, die dieser Einrichtung angehören, sondern auch auf andere Teile der Bevölkerung.
Dass man den Begriff der Gemeinnützigkeit auch ganz, ganz anders deuten kann, fällt mir immer wieder ein, wenn ich an die Betreuertreffen denke, an denen ich bis vor ein paar Jahren teilnahm. Nach dem offiziellen, alle zwei Monate stattfindenden Treffen in den Räumen der behördlichen Betreuungsstelle hatte es sich ergeben, dass anschließend ein paar der Betreuer noch auf ein Glas Bier in eine nahegelegene Kneipe gingen, was sich dann für sieben von uns zu einem regelmäßigem Treffen gestaltete. Es wurde dabei über dies und das und natürlich auch über unsere Arbeit geredet. Irgendwann kam es dann dazu, für uns sieben eine gemeinsame Website anzulegen. Und einige Zeit später kam dann einer der Kollegen auf eine denkwürdige Idee: unser zwangloses Treffen könnte in einen gemeinnützigen Verein umfunktioniert werden und dadurch würden wir keine Gewerbesteuer mehr zahlen müssen.
Ich selbst war bei dem besagten Treffen nicht anwesend, aber ein anderer Kollege schilderte mir den Vorschlag. Ich war felsenfest davon überzeugt, dass es sich um einen Scherz handeln würde, denn selbst mit viel Fantasie kann man aus regelmäßigen Kneipentreffen noch keinen Nutzen für die Allgemeinheit ableiten. Mein Kollege beteuerte allerdings, dass diese Idee tatsächlich durchaus ernst gemeint war, obwohl er selbst den Vorschlag auch als völlig absurd empfand. Natürlich fragte ich sofort danach, wie denn die Reaktion der anderen Kollegen ausgefallen war. Die war für die Gruppe sehr bezeichnend, denn obwohl offensichtlich niemand auch nur ansatzweise Interesse an der Umsetzung des Vorschlags zeigte, wagte andererseits niemand, offen Kritik zu äußern und somit wurde die Angelegenheit der Einfachheit halber vertagt, wodurch sie dann mehr oder weniger in Vergessenheit geriet.
Warum ist diese lang zurückliegende Begebenheit bei mir nicht in Vergessenheit geraten? Weil es meiner Ansicht nach kein besseres Beispiel dafür gibt, welche absurden Formen eine zwanghaft aufs Kaufmännische reduzierte Arbeitseinstellung annehmen kann. Da gibt es die Situation, dass ein paar Betreuer regelmäßig in eine Kneipe gehen, es wird dabei viel Wein und noch mehr Bier getrunken und nur weil während des Trinkens ab und zu auch mal Arbeitsthemen gestreift werden, wird dies schon als Arbeitsleistung eingestuft, die doch gefälligst auch bezahlt werden sollte. Worin das Gemeinwohl des gemeinsamen Wein- und Biertrinkens liegen soll, ist und bleibt eine geheimnisvolle Frage. Und wieder einmal wird deutlich, worum es in einem übersteigert kaufmännischen Denken geht: auf Biegen und Brechen nach Möglichkeiten zu suchen – und seien sie noch so absurd – um zusätzliche Einnahmequellen zu eröffnen. Dass dies dann oftmals nur in einem gewaltigen Etikettenschwindel münden kann, gibt dem Ganzen nicht nur einen bitteren Beigeschmack sondern lässt auch das Vertrauen in gemeinnützige Einrichtungen schwinden.
Bleibt der Vollständigkeit halber noch anzumerken, dass es die Gewerbesteuerpflicht für Betreuer schon seit einigen Jahren nicht mehr gibt, ich selbst schon vor einigen Jahren aus der Homepage ausgeschlossen wurde und sich die restliche Gruppe mittlerweile kaum noch trifft.
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