Mittwoch, 24. Oktober 2012, 11:42h
Ein Fernsehtipp und die Reaktion darauf
Gestern lief in der Sendung Panorama der Beitrag über Betreuungen: „Wenn ein Fremder das Leben bestimmt“. Es ist durchaus üblich, in unserer speziell für Betreuer eingerichteten Mailliste auf Sendungen zum Thema Betreuung hinzuweisen, was ich gestern getan habe. Heute Morgen habe ich diese zwei Antworten von Kollegen im Postfach gehabt:
Liebe Frau Behrens,
mein Arzt hat mir solche Sendungen verboten.
Viele Grüße
Betreuer X
Hallo Herr X,
sehr guter Arzt!! ;-)
MfG Betreuer Y
Wer keinen Arzt hat, der das Ansehen derartiger Sendungen verboten hat, sollte einen Blick in diesen etwa 8minutigen Beitrag werfen:
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/panorama_3/betreuung155.html
Die Sendung wird Samstag Nacht nochmals wiederholt.
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Sonntag, 21. Oktober 2012, 12:54h
Interessenwahrnehmung gegen Betreuer – Zum Jubeln oder zum Weinen?
Vor kurzem stieß ich beim Lesen einer Anwaltshomepage auf die folgende Auflistung von Rechtsgebieten
Betreuungsrecht
Führung von Betreuungen
Interessenwahrnehmung gegen Betreuer
Interessenwahrnehmung gegen Betreuer – bisher hatte ich von so einem Rechtsgebiet noch nichts gehört. Klingt nach einem Juristen, der das Betreuungsrecht durchaus kritisch sieht und der die Ansicht vertritt, dass ein Betreuer mit seinem Amt auch Missbrauch treiben kann. Also eigentlich doch etwas durchaus Positives, schließlich kümmert sich endlich mal jemand um die Belange der Betreuten. Eigentlich schon – wenn es sich bei dem Betreffenden nicht ausgerechnet um den früheren Geschäftsführer des Betreuungsvereins handeln würde, in dem ich zwei Jahre gearbeitet habe. Ja – richtig gelesen, genau der Betreuungsverein, über dessen Arbeitspraxis ich hier schon einige Male geschrieben habe und der nach siebenjährigem Bestehen endlich geschlossen wurde.
Es hört sich an wie ein schlechter Witz, dass sich ausgerechnet jemand zur Vertretung der Interessen von Betreuten berufen fühlt, dessen Geschäftsführung von Anfang an den Ruf des Unseriösen hatte und alles andere als rühmlich endete. Vielleicht steckt aber auch genau darin die Ironie des Ganzen, denn so gesehen ist der Betreffende ja bestens damit vertraut, was es für Betreuer so alles an Möglichkeiten gibt, um Eigeninteressen zu verwirklichen.
Aber es wird sich wohl kaum um die Wandlung vom Saulus zum Paulus handeln, sondern vielmehr um den Umstand, dass jemand einfach munter so weitermacht wie bisher – nur eben auf der anderen Seite. Was das ebenfalls aufgeführte Fachgebiet der Führung von Betreuungen betrifft, macht es nachdenklich, dass jemand mit so einer Vita überhaupt noch vom Gericht als gesetzlicher Betreuer bestellt wird…
Wie sagte jemand so treffend: Wenn eine Kassiererin nach 20 Jahren tadelloser Arbeit einen Kassenbon von 90 Cents unterschlägt, fliegt sie raus. Wenn Geschäftsführer an den Betreuten mit unsinnigen Mandaten Geld verdienen oder nebenbei Betreuungen für’s eigene Portemonnaie führen, hat dies nicht die geringsten Konsequenzen.
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Dienstag, 16. Oktober 2012, 02:06h
Existentielle Bedrohungen und Hilflosigkeit
Es gibt momentan nicht nur bei einer meiner Betreuten massive Probleme mit dem Jobcenter. Jetzt hat auch meine bei mir auf Minijobbasis angestellte Mitarbeiterin Frau S. große Schwierigkeiten mit dem Jobcenter, das ohne stichhaltige Begründung die Leistungen gesperrt hat. Als Grund dafür wird die Verweigerung der Mitwirkungspflicht genannt. Angeblich hätte Frau S. die vom Jobcenter angeforderte Betriebskostenauflistung nicht zugesandt. Dies entspricht jedoch überhaupt nicht den Tatsachen, denn Frau S. hat die Abrechnung bereits zweimal zugeschickt.
Viel schlimmer als das nicht überwiesene Geld ist bei der ganzen Sache die nicht überwiesene Miete. Da es in der Vergangenheit bereits zu Mietschulden kam, weil Frau S. irrtümlich davon ausging, dass Miete vom Jobcenter überwiesen wurde, kam es zur Kündigungsandrohung. Durch einen weitern Fehler, der eindeutig beim Jobcenter lag (verspätete Überweisung durch Zahlendreher), kam es dann erneut zu einer verspäteten Mietzahlung. Und durch die jetzt erfolgte wiederholte Nichtzahlung der Miete hat sich die Situation jetzt dramatisch zugespitzt und der Vermieter nutzt jetzt seine Chance um gegen Frau S. die Kündigung durchzusetzen.
Frau S. hat drei kleine Kinder und ihr Mann ist gerade ins Krankenhaus gekommen und es geht ihm nicht gut. Heute brach sie weinend zusammen, weil sie nicht weiß, wie es weitergehen soll. Ich weiß nicht, was ich für sie tun kann, da ich ja leider nicht als Anwältin agieren kann. Ich habe einen Brief an den „Standortleiter“ geschrieben und darauf hingewiesen, dass durch das Verhalten der betreffenden Mitarbeiterin jetzt eine ganze Familie von Wohnungslosigkeit bedroht ist.
Ich habe Frau S. als einen sehr verantwortungsbewussten und sehr sozialen Menschen kennengelernt, der ohne eigene Schuld in die Hartz-IV-Falle geraten ist. Sie hat erst vor kurzem geheiratet und ihr Mann fand aufgrund seines Status als Ausländer bisher noch keinen festen Arbeitsplatz, sondern nur einen Minijob, den er jetzt allerdings höchstwahrscheinlich durch den Krankenhausaufenthalt verlieren wird. Noch vor einigen Jahren hatte Frau S. überhaupt nichts mit Hartz-IV zu tun. Die Hartz-IV-Falle schnappte erst zu, als sich ihr erster Ehemann von ihr trennte. Da die Kinder noch klein waren, konnte sie nicht arbeiten. Und wie es so oft der Fall ist, war das Gehalt des Ehemannes zwar ausreichend für einen Haushalt, aber längst nicht für zwei Haushalte. Im Klartext heißt dies dann Hartz-IV.
Ich habe noch immer die Idee, mich an die Presse zu wenden. Vor einigen Jahren hatte ich das getan und dabei sofort eine Reaktion des Jobcenters erhalten. Allerdings muss man sorgfältig abwägen, wie sich die Öffentlichmachung in Hinsicht auf die Kinder auswirken könnte. Durch einen Artikel in der Presse wird bekannt, dass eine Familie im Hartz-IV-Bezug steht und es ist nicht auszuschließen, dass dies auch zu Diskriminierung führen kann.
Aber was bleibt sonst noch für eine Möglichkeit? Der betreffenden Sachbearbeiterin ist es schnurz-piepe-egal, in welche Not sie eine Familie bringt. Da wird auch kein Appell an die Menschlichkeit helfen, denn die besitzt sie nun mal nicht.
Ich kann es nur sehr schwer aushalten, wenn ich miterlebe, wie Menschen völlig verzweifelt sind ohne dass es eine Möglichkeit der Hilfe gibt. Sind dann noch Kinder mit im Spiel, wird es für mich noch schwieriger.
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