Sonntag, 18. Oktober 2009, 01:03h

Sind alle Kritiker der Arbeit von Betreuern Psychopathen?

behrens

Schon vor einiger Zeit habe ich durch die behördliche Fachabteilung für rechtliche Betreuung erfahren, daß sich Beschwerden über Betreuer en masse ansammeln. Wörtlich wurde die Situation beschrieben als „Es kocht und brodelt an allen Stellen“. Jetzt habe ich Einsicht in eine sehr gut recherchierte Website erhalten, in der Beiträge zum Thema rechtliche Betreuung gesammelt und kategorisiert aufgeführt werden. Bisher habe ich mich immer sehr allein gefühlt mit meiner Kritik und habe bei Kollegen grundsätzlich nur negative Reaktionen erfahren. Mir als Betreuerin wird mein Wunsch nach Selbstkritik und Auseinandersetzung grundsätzlich als Selbstbeweihräucherung ausgelegt und den vielen Menschen, die sich über Betreuer beschweren, wird kurzum (wortwörtlich!) der Titel „Psychopathen“ aufgedrückt. Und nicht selten werden die Beschwerden der Angehörigen von Betreuten auf eigennützige wenn nicht sogar kriminelle Interessen zurückgeführt.

Durch die Einsicht in die – nicht öffentliche - Website, bekommt man allerdings einen ganz anderen Eindruck. Und bei den betreffenden zitierten Beiträgen handelt es sich keinesfalls um Beiträge aus Zeitungen wie der Bild oder Sendern wie RTL. Die Artikel stammen überwiegend aus fachlich versierten Quellen wie: Rechtspflegerforum, Bundesministerium der Justiz, Forum für Psychiatrie und Psychotherapie, Deutsches Ärzteblatt, Vormundschaftsgerichtstag und außerdem Medien wie der Welt, Spiegel e.t.c. Sind alle diese Foren Sammelstellen für Psychopathen? Alles Menschen, die nur aus reiner Querulanz und Dilletantismus kritisieren? Wohl kaum.

Wenn man nicht erst warten will, bis die Situation völlig eskaliert, müßten wir jetzt dringend reagieren. Dringend Qualitätsstandards entwickeln. Und endlich damit aufhören, jegliche Kritik an Betreuern als psychopathisches oder eigennütziges Verhalten zu diffamieren. Und es sollte endlich einmal realisiert werden, daß es verheerende Auswirkungen hat, wenn man die Arbeit mit Menschen, die auch hoheitliche Entscheidungen beinhaltet, ausschließlich an einer rein kaufmännischen Sichtweise orientiert.

Und vor allem müßte jetzt für uns Betreuer endlich einmal das Pflicht sein, was bei der Arbeit mit Menschen grundsätzlich und zwingend erforderlich ist: Selbstkritik!

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