Sonntag, 16. März 2008, 17:26h

Rauchverbot in Heimen

behrens

Bei meinem letzten Besuch in einem Heim für MS-Kranke wurde auch über das Rauchen meiner Betreuten gesprochen. Dies stellte in ihrem Fall schon immer ein Problem dar, denn die Betreute ist schon lage nicht mehr in der Lage, ihre Zigarette verläßlich selbst in der Hand zu halten, was eine stete Brandgefahr bedeutet. Als sie noch eine eigene Wohnung hatte, mußte ich ihr aufgrund dieser Gefahr das Rauchen in Abwesenheit Dritter verbieten.Ein Verbot, über das ich sehr unglücklich war, denn obwohl ich schon lange nicht mehr rauche, weiß ich, wie fürchterlich ein Schmachter sein kann.

Beim Wechsel in das Heim habe ich ihr dann gesagt, daß sie dort auch wieder rauchen kann, weil ja immer Personal in der Nähe ist. Das hat meine Betreute auch sichtlich gefreut.

Seit Januar gibt es nun in Deutschlang das Rauchverbot. Für Gesunde Menschen, die gern in der Öffentlichkeit rauchen, ist dies eine umständliche und ärgerliche Sache. Aber ein gesunder Mensch kann sich noch nach draußern vor die Tür bewegen, kann allein in einen für Raucher reservierten Raum gehen. Meine Betreute kann das nicht mehr, denn sie kann den Rollstuhl nicht mehr selbst bewegen.

Vor dem Rauchverbot konnte man im Flur auf jeder Etage eine Zigarette rauchen. Und auch in der Caféteria durfte man das. Jetzt muß jemand vom ohnehin knappen Personal meine Betreute hinunter nach draußen begleiten und sie dort auch wieder abholen. In die Caféteria will meine Betreute jetzt nicht mehr, weil sie es nicht mehr so interessant findet.

Meine Betreute ist 48 Jahre alt, hat die Pflegestufe III,kann so gut wie keine Tätigkeit mehr ohne Hilfe verrichten und ist somit voll und ganz abhängig von der Unterstützung Dritter. Zu ihren starken Schmerzen in den Beinen kommt noch ein ebenfalls schmerzhafter Dekubius. Rauchen war eines der wenigen kleinen Vergnügen, das sie noch hatte. Als ihr Mann noch lebte, haben die beiden es genossen, gemeinsam eine Zigarette zu rauchen.

Nun wird sie zwangsweise zum Nichtraucher. Die Gesundheit geht vor und allgemeingültige Regeln müssen sein.

Muß es wirklich sein, daß man kranke und hilflose Menschen jetzt auch noch in ihrer Entscheidung zu rauchen bevormundet? Menschen, deren Lebensqualität ohnehin sehr viel eingeschränkter ist als die eines gesunden Menschen. Menschen, die sehr viel weniger machen und selbst bestimmen können als Gesunde. Muß das wirklich sein?

Wenn das so weitergeht mit den rigorosen und undiffernzierten Reglementierungen, fange ich vielleicht aus lauter Protest bewußt am 1. Januar wieder an zu rauchen!

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