Dienstag, 24. Februar 2009, 00:30h

Das Bonmot kurz vor Mitternacht

behrens

Der Vorteil der Klugheit besteht darin,
daß man sich dumm stellen kann.
Das Gegenteil ist schon schwieriger.


Kurt Tucholsky (1890-1935)

... link (0 Kommentare)   ... comment


Sonntag, 22. Februar 2009, 11:45h

Frau S. und der Ein-Euro-Job

behrens

Eine meiner Betreuten möchte - sie möchte wirklich! - einem Ein-Euro-Job nachgehen. Die 29jährige Frau S.leidet an einer Borderline-Erkrankung, die es im Kontakt zu anderen sehr schnell zu Konflikten kommen läßt, die wiederum dazu führen, daß Frau S. sofort den Kontakt abbricht. Nicht gerade einfach, wenn es um eine Arbeitssituation geht - gleich welcher Art - da es in der Zusammenarbeit auch immer in irgendeiner Form Konflikte gibt und die soll man nun mal aushalten können.

Bei der letzten Option auf einen Ein-Euro-Job war Frau S. gleich begeistert und stellte sich direkt am Einsatzort, einer Kantine, vor. Diesmal kam es jedoch gar nicht zu einem Arbeitsversuch, da Frau S. sofort eine Antipathie gegen die zukünftigen KollegInnen hatte. Sie waren ihr viel zu alt und entsprachen auch sonst überhaupt nicht ihren Vorstellungen. Sie wurde dann trotzdem zu einer Teilnahme an einem Gespräch mit allen Kollegen aufgefordert und dabei kam es zu ziemlich heftigen Auseinandersetzungen.

Frau S. rief mich an und sagte mir, daß sie in der besagten Kantine nicht arbeiten möchte. Wörtlich sagte sie "Ich ekel mich vor denen, ich kann dort nicht arbeiten". Jetzt ist natürlich mit einer Leistungsminderung zu rechnen, da Arbeitsangebote nicht einfach grundlos abgelehnt werden dürfen.

Ist es eigentlich ein Grund, wenn man sich vor anderen Menschen ekelt? Frau S. hat sich übrigens schon einmal als 20jährige vor einen Zug geworfen. Sie hat dies wie durch ein Wunder schwerverletzt überlebt. Genauso wie Frau S. ihre Beziehungen sofort abbricht, ist sie meines Erachtens auch mit Sicherheit in der Lage, ihr Leben einfach abzubrechen.

Ist der Ekel vor anderen Menschen also ein Grund, um eine Arbeit abzulehnen? Ja, es ist ein Grund. Niemand ist verpflichtet, mit Menschen zu arbeiten, vor denen er sich ekelt. Auch wenn man selbst sich das oft genug antut - Ekel muß man nicht aushalten können!

... link (0 Kommentare)   ... comment


Donnerstag, 15. Januar 2009, 01:26h

Keine GEZ-Befreiung für Rollstuhlfahrer

behrens

Heute habe ich das Gerichtsurteil erhalten, in dem meine Klage auf GEZ-Befreiung für einen zu 100 % schwerbehinderten Rollstuhlfahrer abgelehnt wurde. Die Befreiung soll für Behinderte sein, die aufgrund ihrer Behinderung an der Teilnahme am öffentlichen Leben gehindert sind und deswegen einen Fernseher mehr als andere benötigen.

Dies ist also nach Meinung des Amtsgerichts Lüneburg nicht der Fall. Es ist möglich, auch mit dem Rollstuhl überall hinzugelangen und es würde auch überall behindertengerechte Toiletten geben. Mein Argument, daß letzters eine Wunschvorstellung ist und aus diesem Grund manche Betreute nicht mehr die Wohnung verlassen wollen, wurde abgeschmettert. Selbst wenn es irgendwo keine Behindertentoiletten geben würde (immerhin ein Hoffnungsschimmer, daß dies wohl doch realistisch wahrgenommen wird), könne man ja Windeln tragen.

Ich habe versucht zu erklären, daß nicht jeder Mensch ohne Scham Windeln tragen kann und in der Öffentlichkeit inmitten von Menschen ungeniert sein Geschäft verrichten mag. Dies wurde zwar nicht abgestritten, aber es wurde erwidert, daß hierunter nicht der Steuerzahler leiden könne. Der Steuerzahler ist kann nicht damit belastet werden, daß jemand psychische Hemmungen hat.

Ich macht mich müde, solche Argumente zu hören. Und es macht mich noch müder, dann meine eigenen Assoziationen zu ertragen, die von diesen Argumenten ausgelöst werden. Assoziationen, die nichts bringen, die ich aber leider nicht stoppen kann. Mir fallen meine ehemaligen Geschäftsführer ein, die munter auf Kosten der Steuerzahler ihren Betreuungsverein geführt haben und dabei nach Lust und Laune absurde Mandate (durch PKH auch auf Steuerzahlerkosten!) veranlaßt haben und ihre mit 4a honorierten Stellen dazu genutzt haben, selbst noch eigene Betreuungen zu führen,in der Arbeitszeit Weinhandel zu betreiben oder aber einfach eine 20- Stunden-Stelle auf 10 Stunden (maximal!)zu reduzieren um sich angenehmeren Dingen als Arbeit zu widmen.

Tja, so macht Vereinsarbeit Spaß! Nach 40 Jahren harter Arbeit als Fernfahrer mit einer 60 Stundenwoche (mindestens!) und einer kärglichen Erwerbsunfähigkeitsrente macht das Leben weniger Spaß. Aber darunter können wir Steuerzahler natürlich nicht leiden.

Merkwürdig, ich leide eigentlich nicht so sehr unter dem Finanzieren von Rundfunkgebühren für Rollstuhlfahrer. Viel mehr macht mir zu schaffen, mit meinen Steuergelden den Mercedes, die Reitpferde und die Harly Davidson (nicht übertrieben) für sogeannte Geschäftsführer gezahlt zu haben.

... link (0 Kommentare)   ... comment