Donnerstag, 11. August 2011, 12:26h

Ratlosigkeit

behrens

Gestern wurde wieder über einen Fall von Kindesvernachlässigung berichtet. Vor Gericht wird der Fall einer 31jährigen Mutter verhandelt, die ihre vier Töchter (2 – 12 Jahre) eine Woche ohne Lebensmittel allein in einer völlig vermüllten Wohnung ließ. Das ganze ereignete sich vor 2 Jahren, inzwischen leben die beiden älteren Töchter bei der Oma und die beiden jüngeren in einer Pflegefamilie.

Es wird berichtet, dass sich bei den älteren Töchtern eine starke Verlustangst und Verschlossenheit ausgebildet hat. Die Mutter hat sie die ganzen letzten zwei Jahre nicht besucht. Die jüngste Tochter leidet an einer Essstörung, die vermutlich eine Folge des erlittenen Hungers ist. Es mussten außerdem sämtliche alle Zähne gezogen werden, weil alle verfault waren.

Die Mutter hat insgesamt sechs Kinder von fünf Männern, das jüngste kam vor sechs Monaten zur Welt. Von den Vätern der vier Töchter hat sich anscheinend keiner um sein Kind gekümmert.

Das brisante an dem Vorfall ist, dass die Familie schon seit Jahren von einer Familienpflegerin des Jugendamtes betreut wird. Die Zustände in der Familie waren also bekannt.

Und wieder Erstaunen und Empörung bei der Öffentlichkeit. Fälle wie dieser kommen immer häufiger vor. Nicht nur die Mütter sind überfordert, sondern auch die Helfer. Es entsteht eine Dreieckskonstellation aus abwesenden Vätern, überforderten und unfähigen Müttern und hilflosen Helfern. In diesem Dreieck wachsen dann Kinder auf, die von Anfang an keine Chance auf eine normale und kindgerechte Entwicklung haben.

Es tut weh, davon zu lesen. Ich mag mir nicht vorstellen, wie sich Kinder fühlen, die hungernd und von der Mutter verlassen in einer vermüllten Wohnung leben. Und deren Beziehung zur Mutter dann plötzlich und unvorbereitet abbricht. Ich bin mir sicher, dass die Mutter, die ja erst 31 Jahre alt ist, noch weitere Kinder in die Welt setzen wird, die diesen Leidensweg ebenfalls gehen müssen.

Was bleibt, ist Ratlosigkeit.

... comment